Na dann will ich mal paar Details raushauen:
Mein Setup:
8,3kWp (lt. WR-Config sogar 9,1kWp - müsste nochmal meinen Solarbauer ausquetschen, welche Panels er tatsächlich verbaut hat 😇) Paneele auf dem Dach in zwei Strings (wegen unterschiedlicher Abschattung) - reine Südwestausrichtung bei ca. 45 Grad Dachneigung
Kostal Plenticore 7.0 Wechselrichter (ja, geringere Maximalleistung als die max. Modulleistung - das passt aber im Mittel schon) i.V.m. Kostal Smartmeter
BYD 7,7kWh Batteriespeicher
Compleo eBox professional 22kW
Damit hab ich angefangen - der MX30 lädt eh nur max. mit 11kW, aber das hieß, dass bei normalem Laden die eBox fröhlich 11kW abgerufen hat - im Idealfall 7kW über den WR (vom Dach oder aus Batterie kombiniert) und die restlichen 4kW aus dem Netz bezogen wurden. Kann man machen wenn's schnell gehen muss, sind ansonsten aber rausgeworfene Euros da eingekaufter Strom 5mal so teuer ist wie die "Einspeisevergütung".
Die Lösung des Problems heißt: evcc.io
Allerdings gab's ein paar Fallstricke:
evcc "kennt" eine Menge marktüblicher Wechselrichter und Smartmeter, ebenso die meisten gängigen Wallboxen. Kommuniziert wird mit diesen i.d.R. über modbus. So weit, so gut. Für die eBox brauchte es tatsächlich noch ein "Sponsor-Token" (d.h. nicht die komplette Software ist kostenlos, um die Entwicklung zu fördern soll über moderates Github-Sponsoring etwas Geld eingesammelt werden - sowas fördere ich gerne und der Betrag ist sehr moderat - also Token besorgt, alles gut)
Erste größere Hürde: Die eBox professional benötigt zur Aktivierung des modbus Protokolls vorzugsweise (die Angaben widersprechen sich da) Kabel-Ethernetanschluss (war nur im WLAN eingebucht bei mir) - inzwischen vermute ich, es wäre auch per WLAN gegangen, aber nun ist es zu spät, die Strippe ist aufgelegt. Ist eh sicherer.
Zweite, noch größere Hürde: Die eBox wurde bei Auslieferung mit der Software Version 1.2.3 aktiviert, die zu dem Zeitpunkt schon veraltet war. Modbus kann das Teil erst mit > 1.3.0, ein Update kann man _nicht_ mehr selber machen (muss früher möglich gewesen sein lt. einiger Foren) - nach viel hin und her fand ich raus, dass man ein Ticket aufmachen muss und der Support - wenn er denn vor lauter Anfragen mal dazu kommt - spielt einem das dann auf. Hat bei mir von Ticket aufmachen über vier Erinnerungsmails bis zur Aktivierung fast 14 Tage gedauert, was ich unangemessen finde.
Nachdem das soweit lief, konnte ich evcc in Betrieb nehmen - die Wallbox wurde erkannt, der WR und Smartmeter korrekt ausgelesen und wenn ich den MX30 anschloss ("erkannt" als "Gastfahrzeug" - also eher so "da hängt irgendein Verbraucher dran der ordentlich Strom zieht") und die Ladung via eCharge App freigab (komplett ohne Freigabe will ich die Wallbox nicht lassen da sie von der Straße aus zugänglich ist) wurde in der Einstellung "min.+PV" das Fahrzeug tatsächlich maximal mit der über PV verfügbaren Leistung (oder, falls zuwenig kam mit minimal möglicher 3phasen-Leistung unter Ausnutzung des Batteriespeichers, der immerhin 4,1kW liefern kann) geladen. Schonmal gut.
Natürlich wollte ich das i-Tüpfelchen haben, dass der MX30 "erkannt" und der Ladestand "ausgelesen" wird. Das ist leider bei Mazda nicht trivial weil es de facto nur über das My Mazda portal geht, somit auch nicht in Echtzeit sondern nur zeitverzögert über Datenanforderung. Aber evcc kann auch hier helfen.
In der neuesten Version gibt es ein Fahrzeug-Template "mazda2mqtt" - damit lassen sich die Daten nutzen, die ein Tool namens "mazda2mqtt" (separat zu laden) über einen mqtt-Broker an evcc bereitstellt. Ist ein wenig von hinten durch die Brust ins Auge (oder Knie) aber es geht.
Im Einzelnen braucht es neben einer funktionierenden aktuellen Installation von evcc.io noch:
mazda2mqtt - https://github.com/C64Axel/mazda2mqtt - in meinem Fall um Konflikte mit anderer Software zu vermeiden als docker container auf einer Linux (Debian 10) Maschine installiert, auf der auch evcc und andere Home Automation Klamotten laufen
und (ganz wichtig!) ein _zusätzliches_ My Mazda login.
Man _kann_ natürlich mit seinem persönlichen My Mazda login arbeiten, dann wird aber die My Mazda app für die Dauer der "Doppelnutzung" deaktiviert, weil immer nur ein client auf einmal verbunden sein darf. Daher habe ich die App auf mein Diensthandy geladen (ja, ich darf das 😇), einen zweiten Account angelegt, "mich selbst" als Gastfahrer hinzugefügt und dabei nur den Datenabruf (Fernsteuerung braucht der ja nicht) freigeschaltet.
Schon beim ersten Probelauf wurde das Diensthandy "zwangsabgemeldet" und seitdem funkt mazda2mqtt im 30 Minuten Takt mit dem Portal und fragt die Fahrzeugdaten ab. Bei laufendem Ladevorgang wird in konfigurierbar kürzeren Intervallen der Ladestand abgefragt, so dass man mit akzeptabler Verzögerung eine Anzeige in evcc bekommt und sinnvolle Ladeziele (%-Satz) definieren kann. Theoretisch könnte man sogar mehrere Mazda-Fahrzeuge (unter Angabe der jeweiligen VIN) hinzufügen und visualisieren - aber wer hat schon mehrere rumstehen?
Fazit: Für den Moment tut's und dank der offenen Architektur bin ich auch für andere Elektrohobel die vielleicht irgendwann mal kommen schon gerüstet.
Ach ja, Kosten:
- natürlich die Kosten für die PV-Anlage (muss jeder für sich selbst ausmachen)
- Kosten für die Wallbox (muss jeder für sich selbst ausmachen)
- (vmtl. vermeidbar) Kosten für die zusätzliche Ethernet-Verkabelung (irgendein Netzwerkanschluss muss sein - wenn WLAN nicht verfügbar muss auf jeden Fall ein Kabel her, da das Hausnetz mit dem Teil "quatschen" muss)
- Kleiner Linux-Server (gut möglich, dass ein Raspi das hinkriegt, da ich aber andere Automation-Projekte ebenfalls umsetze läuft bei mir eh eine kleine Intel i3 Maschine im Dauerbetrieb) - i3, 8GB RAM und 500GB SSD reichen jedenfalls dicke und ziehen vernachlässigbar was an Strom weg
- Sponsor-Token von evcc (schon ab moderaten 2$/Monat zu haben und man fördert ein sinnvolles Projekt)
Die benötigte Software ansonsten kostet nichts, persönlichen Zeitaufwand rechnet man als Idealist ja eh nicht mit.
Bei meiner Anlage gibt's noch einen "Spezialfall", für den ich noch eine "Lösung" suchen muss:
Die PV-Leistung ist in der Spitze höher als die WR Leistung - das ist nicht schlimm denn wenn der Hausspeicher nicht voll geladen ist, geht alles, was über 7kW Leistung anfällt, direkt per DC Ladung in den Hausspeicher. Nur wenn der voll ist, ist halt bei 7kW Sense. Bei den aktuellen Einspeisevergütungen verschmerzbar. Aber:
Wenn die PV-Leistung z.B. bei 8,1 kW liegt (schon gehabt), und der WR bei 7kW cut macht, "denkt" evcc, es lägen trotzdem 8,1kW solare Leistung an und erlaubt auch der Wallbox, mit entsprechender Leistung zu laden - man darf raten, wo die restlichen 1,1kW AC hergeholt werden, die der WR ja nunmal nicht liefern kann? Genau - aus dem Netz. So logisch und erwartbar wie unerwünscht. _Den_ Zahn muss ich der Geschichte noch ziehen. (Die Alternative, einfach einen größeren WR zu installieren, scheitert an den heftigen Kosten für das nächstgrößere Modell, zumal das aktuelle ja schon da ist - man weiß halt nicht immer alles im voraus)