Das autonome Fahren ist noch auf einem langen Weg.

  • Und die ethische Komponente (fahre ich jetzt zum Ausweichen in den Gegenverkehr oder rechts in die Menschenmenge?) entfällt bei einer Maschine, die entscheidet eher im Sinne einer Triage.

    Und wenn die Triage entscheidet das die Menschenmenge besser ist, reicht dir dann ein Entschuldigungsschreiben wenn dein Kind darunter ist? Es ist ja zum Wohle aller gestorben, denn dafür haben 2 Rentner überlebt.

  • Das Thema beim autonomen Fahren ist doch nicht der Unfall aus iRobot, bei dem - überspitzt gesagt - eine Machine zwischen totem Rentner und totem Baby entscheiden muss. Das kommt einmal in hundert Jahren vor. Die (ungelöste) Hauptaufgabe ist das regelkonforme führen eines Autos in ganz alltäglichen Situationen. Das Verhalten an mehrspurigen Kreuzungen im verwirrenden Schilderwald mit Gegenverkehr bei Regen in der Nacht. Die Einfahrt in einen Kreisverkehr. Oder auch nur das normale geradeausfahren an einer Bushaltestelle, an der außer einer Markierung auf der Straße nichts los ist. In vielen Verkehrssituationen kommen auch Menschen an die Belastungsgrenze, bis da ein auto autonom und sicher durch kommt dauert es noch eine ganze Weile. Wenn das ohne Änderungen am Straßenverkehr überhaupt möglich ist.


    Tesla hat da ganz klar die Nase vorn, und ich glaube nicht dass man die noch einholen kann. Besonders nicht in Europa, das solchen Entwicklungen gerne Hindernisse zwischen die Beine wirft. Vielleicht haben die Chinesen eine Chance... aber selbst die Teslafahrer in meinem Büro berichten mir wundersames von ihren Autopiloten: plötzliche Bremsungen im Tunnel, weil das Auto ein Fahrrad erkannt hat wo keines ist. Große Verwirrung bei den oben genannten Bushaltestellen, wo der Tesla - genauso wie der Mazda übrigens auch - nicht weiß, wo die Fahrbahn weitergeht.


    Es sind Assistenzsysteme, die - wenn man Glück hat - den einen oder anderen Schaden vermeiden können. Aber nichts worauf man sich verlassen darf.


    Autonomes Fahren geht mMn erst dann, wenn die große Mehrheit aller Fahrzeuge autonom fahren und sich damit berechenbarer verhalten als Menschen.

  • Nochmal etwas nachgefasst, weil mich der Gedanke nicht losgelassen hat:


    Die Hauptursachen für Unfälle sind: überhöhte Geschwindigkeit (~27%), Ablenkungen (Handy etc. ~25%), Vorrangverletzungen (~15%), Missachtung von Ge- und Verboten (7% - dabei ging mein Golf über den Jordan). Es sind die Ursachen von denen ich erwarte dass sie mit autonomen Fahrsystemen wegfallen. Erst danach kommt Fehlverhalten von Fussgängern mit ca. 5% - da kann kein Auto was für.


    Ich gehe allerdings davon aus, dass mit autonomen Systemen eine neue Kategorie für Unfallursachen auftauchen wird: Fahrfehler der Fahrzeuge als Ursache wird erst mal einen großen Anteil bekommen (und der wird zu sehr viel Kritik an den Systemen führen). Mit der Zeit wird dieser aber immer kleiner und kleiner werden, ich gehe da von einer ähnlichen Entwicklung wie im Flugverkehr aus - wo die Unfallwahrscheinlichkeit mittlerweile extrem gering ist.


    Wenn wir beim autonomen Fahren an dem Punkt angekommen sind, dass eine falsch getroffene "Triage-Entscheidung" das größte Problem ist das wir mit den autonomen Entscheidungen der Fahrzeuge haben, dann wurde bis dahin die Anzahl der Verletzten und Toten im Straßenverkehr bereits um mindestens 70-75% reduziert. Von heute aus betrachtet ist das ein Luxusproblem, von dem wir nur träumen können es überhaupt zu haben.

  • Es gibt ein tolles Video auf Youtube von Chris (Carmaniac), wo er die Elektromobilität im Bereich von Menschen mit Behinderung versucht zu verbinden.

    Er ist da zu Gast bei der Firma Paravan, der Senior fährt den einzig in Schland zugelassenen Tesla ohne Lenkrad.


    Wichtig aber die Aussage des Juniors, dass die Autonomie und überhaupt die Revolution im Automobilbau erst mit dem Wegfall der Lenksäule eintritt.

    Derzeit entkoppelt Paravan die Lenksäule für den jeweiligen individuellen Umbau und der "Normalfahrer" bekommt sie auf Knopfdruck wieder aktiviert.


    Sehr interessant im Video. Der Senior fährt den Tesla normal via Joystick.

    Chris, der die Kiste noch nie bewegt hat, übernimmt auf der Beifahrerseite und der Senior fühlt sich vollkommen sicher.


    So können Autos autonom werden und im ersten Schritt auch für Menschen die im Alter Einschränkungen bekommen sofort wie ein orthopädischer Schuh angepasst werden.


    LG

    Sven

  • Ich finde dieses Posting, mit Verlaub gesagt, unappetitlich.

    Es sind die Fragen die wir uns stellen müssen. Willst du die Verantwortung über dein Leben an eine Maschine abtreten, die von einem Menschen programmiert ist, oder willst du es selbst in der Hand haben? Fehler sind dann zwar nicht ausgeschlossen aber du bist dafür verantwortlich. Ich habe ja nichts gegen Hilfssysteme wie z.B. einen Totwinkelwarner. Aber alleine bei dem Spurhalteassistenten sehe ich jeden Tag wie schlecht der funktioniert und Quer-Teerrillen als Fahrbahnmarkierung erkannt werden. Gute Technik reicht nicht aus, wir bräuchten auch perfekte Straßen.